Samstag, 5. November 2011

Eine Reise


Durch Täler und Berge sucht der Zug sich seinen Weg. Mein Blick streift die alte kindliche Heimat. Dann bleibt sie zurück. Ein alter Bahnhof, vergilbte Schilder, zerbrochene Fensterscheiben. Plötzlich die wunderschöne Silhouette einer Burg. Altstadt. Urig.
Von nun an folgt der Zug einem Fluss, der glitzernd im gelegentlichen Licht der Sonne zum stetigen Begleiter wird. Dann aber bohrt er sich eine Weile den Weg durch den Berg. Den Berg? Einen der vielen folgenden Berge. Nach einem der Tunnel taucht plötzlich ein Hügel, überfüllt, besiedelt von Häusern auf. Immer neue Bilder zeigt die Mattscheibe neben mir. Ich kann meinen Blick kaum lösen von den Wäldern, scheinbar unberührter Natur.
Die entstehende Gemütlichkeit wird lediglich vom Halten in Bahnhöfen, Fahrten durch die Stadt, unterbrochen. Wir überqueren einen Fluss und durchfahren ein Tal, umgeben von Feldern, doch geschützt von den Bergen ringsum. Ich wünsche mich zurück in eine Zeit in der, man durch das offene Fenster die Natur bestaunen konnte und den Duft der vorbeiziehenden Felder roch. Fachwerkhäuser nicht vom Dreck der Fensterscheiben schier verdeckt wurden.
Stattdessen erblicke ich Neubausiedlungen, die sich um eine alte wunderschön hochragende Kirche versammeln. Dann wieder stille - Pure Natur. Aber nach jedem Tunnel taucht ein neues Tal auf. Jedes geprägt von anderen Zeiten, anderen Menschen.
Was ich sehe lässt sich mit Worten kaum erfassen. Es verliert seinen Glanz und der Bruch der Stadt - die Hässlichkeit der Neuzeit - lässt sich nicht beschreiben. Dabei ist sie hier so gering und doch so offensichtlich, dass es in den Augen schmerzt.
Nun tauchen Bäume unbekannter Farbe und Gestalt auf, dann Häuser bunt, ein jedes mit anderem Gesicht.
Die Sonne erscheint und lässt bunte Blätter herbstlich farbenfroh erstrahlen.
Dankbar bin ich dem, der dies erschuf.
Freudig, mein Ziel innerlich erwartend, genieße ich diese Fahrt. Kommende werden weniger ruhig sein.
Doch für das Ziel lohnt sichs.

Am Ziel:
Kindlich staunend heb ich meinen Blick den Häusern empor, bis zum Schloss.
Es gibt keine Sekunde mehr, die ich nicht versuche alles in mich aufzusaugen, was mich umgibt. Alte, wunderschöne Fachwerkhäuser, soweit das Auge reicht! Gepflasterte Straßen, nicht geteert. Viele, viele Treppen durchziehen die Stadt, Bergauf – Bergab führt mein Weg hindurch. „Wie gefährlich muss es im Winter sein!“, denk ich und stelle mir alles unter einer dicken, weißen Schneeschicht vor. Doch Schlitten fahren muss hier Spaß machen! Vielleicht auch auf dem Weg zur mittelalterlichen Universität, mitten in der Stadt.
Die Stadt selbst scheint der Wassergraben, des Schlosses zu sein. Keiner kommt hinauf ohne sie zu durchqueren. Was für ein Königsschutz, was für ein Völkermord?!
Doch die Neuzeit hat trotz all der alten Schönheit ihre Spuren hinterlassen!
Immer wieder neue Häuser, ungepflegt, zerstören das Bild einer einzigartigen Stadt.
Churches vs. Daily partys!
Gesellschaft- Jung. Ein Viertel sind allein Studenten.
Faszination lässt mich nicht mehr los. Das Hochzeitspaar am Aussichtspunkt passt ins Bild. Ein Blick in die Weite. In die Weite Zukunft.

Der Weg zurück, eingeholt von der Welt, umgeben von dicht aneinander gedrängten Menschen und auf einer anderen Strecke, wirkt ernüchternd.
Zurück geht’s in die Heimat. Zurück in Schule, Alltag. Zurück aus einem Märchenland, tiefer Erholung. Zurück.

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